Die Namensgeberin und die Inspiration der Gründung
Die Namensgeberin, Marie Luise Schmiegelow, geb. Foldberg, (1904 – 1988), gab durch ihr vorgelebtes Beispiel bei der Erhaltung eines Teiles des Nachlasses von Gemälden und Zeichnungen des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1826), ihres Urururgroßvaters, und durch ihre Lebensgeschichte die Inspiration für die Gründung der Stiftung.
Ihre Lebensgeschichte ist ein Vermächtnis der Unerschrockenheit, des Verantwortungsbewußtseins und des Gemeinsinns. In Güstrow als Tochter einer preußischen Mutter und eines dänischen Vaters geboren, wurde sie von beiden damals gegensätzlichen Einflüssen gleichermaßen geprägt. Ihre in Ostholstein ansässige mütterliche Familie entsandte sie nach Oldenburg im früheren Großherzogtum Oldenburg, um dort die höhere Schule zu besuchen. Ihr Vater bestand auf der Ergänzung dieser Erziehung durch eine Ausbildung als „Landfrau“ auf der Reifensteiner Frauenschule in Miesbach, Bayern. Von dort „entführte“ sie ihr zukünftiger Mann zurück nach Güstrow, wo er ihrem dänischen Temperament mit mecklenburgischer Geduld begegnete. Die Ehe wurde ein Beispiel glücklicher Ergänzung dieser Eigenschaften.
Im Krieg verließ sie das Glück. Sie verlor ihren Mann und ihren ältesten Sohn. Sie bewältigte dieses Schicksal, indem sie selbst « ihren Mann stand » und zum Anker eines großen Kreises von Menschen wurde, die ausgebombt oder durch sonstige Kriegsereignisse entwurzelt waren. Nach Kriegsende beherbergte sie Flüchtlinge und bot schulpflichtigen Flüchtlingskindern ein Heim in Güstrow. 1949 widersetzte sie sich der Enteignung des Vermögens der Familie mit Argumenten geltenden Rechts der DDR, zunächst vergeblich, doch wie sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands erwies, mit zum Teil unerwartet nachwirkendem Erfolg.
1953 wurde sie selbst zum Flüchtling, um ihren bei ihr verbliebenen Kindern in Westdeutschland den Zugang zu Abitur und Studium zu ermöglichen, der Mitgliedern der Jungen Gemeinde in der DDR verwehrt wurde. Sie wurde in Oldenburg i/O. mit der gleichen Gastfreundschaft wie in ihrer Jugend aufgenommen und blieb von dort aus das prägende Beispiel ihrer Abkömmlinge, die sich nunmehr mit ihren eigenen Familien in dieser Stiftung und ihren Projekten zusammenfinden. Sie starb 1988 betreut von ihrer ältesten Tochter, die ebenfalls nach Oldenburg zog und nun an ihrer Stelle die Rolle des Mittelpunkts der Stifterfamilien ausübt.
Marie Luise Schmiegelow hat die Wiedervereinigung nicht mehr erlebt. Aber ihre Kinder machten sich ihrem Wunsch entsprechend sofort danach auf den Weg nach Güstrow. Sie gründeten dort die Familiengesellschaft MLS GmbH, um das verbliebene Erbe ihrer Mutter ungeteilt zu erhalten. Die Gesellschafteranteile an der MLS GmbH sind nunmehr auf die Stiftung übertragen, um wirkungsvoller dem öffentlichen Interesse zu dienen. Die jüngere Tochter kam für mehrere Jahre aus den USA nach Güstrow, um dort zu helfen, die Kurse und das kulturelle Programm der Volkshochschule zu erneuern. Sie hat die Geschichte Güstrows in den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts durch Interviews mit Güstrower Zeitzeugen aufgearbeitet und in mehreren Büchern veröffentlicht. Der jüngste Sohn und seine Familie haben nach Wanderjahren des Studiums und des Auswärtigen Dienstes 1992 ihren Wohnsitz in Güstrow begründet und auf diese Weise die Nachhaltigkeit des Beispiels der Namensgeberin erkennen lassen.
Marie Luise Schmiegelow
Marie Luise Foldberg 1922 als Schülerin der Cäzilienschule in Oldenburg i.O., gemalt von Bernhard Winter